Dr. Maximilian Roth schlenderte mit gespielter Nonchalance durch die dicht gedrängte Menge im Foyer des renommierten Museo del Prado. Sein Blick, verborgen hinter einer sorgfältig ausgewählten Designerbrille, schweifte über die Ausstellung; doch sein Interesse galt weniger den Gemälden als vielmehr den Wachmännern in den ausladenden Fluren und den neugierigen Kameras an der Decke.
Die Luft im Museum war erfüllt von einem Gemisch aus alter Farbe und dem Gestank schwitzender Touristen. Maximilian bewegte sich mit der Menge von Besuchern. Er verabscheute sie. Am Strand oder auf den Hockern irgendeiner billigen Tanzbar wären sie besser aufgehoben. Aber sie waren ein notwendiges Übel; finanzierten schließlich indirekt auch ihn.
Als er an einer Gruppenführung vorbeiging, in der ein enthusiastischer Museumsmitarbeiter versuchte den dumm dreinblickenden Ottos und Sabines ein Wandgemälde näher zu bringen, klopfte man ihm auf die Schulter.
“Entschuldigen sie bitte, Herr Kessler”, sagte der hinter ihm stehende Wachmann in gebrochenem Englisch und wedelte mit einer Kopie seines Reisepasses. “Es scheint, als gäbe es ein paar Irritationen bezüglich ihrer Anfrage.”
Maximilians Blick schweifte blitzschnell zwischen den Ausgängen der Halle hin und her. Wachmänner standen an jedem. Mehr als noch vor ein paar Minuten.
“Ich denke, sie haben meine Zeit vorhin am Eingang schon genug beansprucht”, erwiderte Maximilian mit einem gespielten deutschen Akzent und betont genervt, “Das wird ihrem Direktor ganz und gar nicht gefallen, wenn sie mich noch weiter warten lassen.”
Der Wachmann sah Maximilian eindringlich an und schob die Jacke seiner Uniform ein wenig zur Seite. Dies gab den Blick frei auf eine Pistole an seinem Hosenbund. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
“Wenn das so ist, dann können wir das sicherlich anders klären”, sagte Maximilian in ernstem Tonfall und schlug den Wachmann mit geballter Faust mitten ins Gesicht. Dieser taumelte zurück. Maximilian rannte los.
Sein Herz raste, als er durch die Menschenmenge pflügte, die Gänge entlang, vorbei an unschätzbaren Kunstwerken. Hinter ihm hörte er die Sicherheitsleute, die sich hektisch auf Spanisch irgendetwas zuriefen. Aufgebrachte Museumsbesucher fingen an sich lauthals zu beschweren und übertönten das Echo seiner Schritte auf dem kalten Marmorboden. Jeder Atemzug brannte in seinen Lungen, jede Bewegung war getrieben von der puren Notwendigkeit zu entkommen.